Attat Hospital in Äthiopien
Power der Nächstenliebe
Charity Page

Impressum | Kontakt | Spenden

|

Und das Wort
ist Mensch geworden
und hat unter uns gewohnt.
(Joh. 1,14)

Attat im Advent 2010

Während wir diese Zeilen schreiben, liegt bei Euch reichlich Schnee wie wir durch eMails erfahren haben. Bei uns herrscht Trockenzeit. Wegen der Höhenlage (2000 Meter) kühlt es nachts stark ab (heute Nacht waren es 6 Grad) und mittags ist es richtig heiß (heute 30 Grad), das ideale Erntewetter. Das ist es auch was die Bauern und Landarbeiter Äthiopiens gerade tun, Getreide ernten. Als Konsequenz ist die Ambulanz zur Zeit nicht so voll. Meist sind es Akutkranke, die kommen. Die Leute mit geringeren Beschwerden und chronischen Problemen kommen erst wieder im Januar, wenn die Ernte eingebracht ist. Der Ertrag der Felder in unserer Gegend scheint gut zu sein. Gott sei Dank. Alle beten, dass es keine Gewitter gibt, damit das Getreide nicht umfällt. Hoffen wir das Beste.

Auf die berechtigte Nachfrage, was es bei uns denn Neues gibt, fällt mir als Erstes die Bemerkung eines Gastes ein. Er sagte: 'Als ich Euch vor acht Jahren besucht habe, hattet Ihr kein Telefon und jetzt könnt Ihr sogar eMails empfangen, und ich kann auf dem Krankenhausgelände mein Mobil benutzen.' Es ist wirklich wahr. Die technische Entwicklung im Land geht rasant schnell. Ich muss oft schmunzeln, wenn ich die Leute barfuß und mit abgenutzter Kleidung beim Telefonieren auf der Veranda unseres Krankenhauses sehe. Und ob man es glaubt oder nicht, die Krankenschwestern haben Plakate auf den Stationen angebracht, dass die Mobils während der Visite ausgeschaltet werden müssen. Die meisten Leute werden diese Plakate zwar nicht entziffern können, aber der Versuch ist lobenswert. Ich schätze, dass etwa die Hälfte unserer 170 Angestellten ein Mobil besitzen, und dass obwohl das Geld in den Familien nie reicht. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis auch jede von uns Schwestern ein Mobil braucht um erreichbar zu sein. Die Kehrseite: in unserer oft überfüllten Ambulanz müssen die Leute jetzt nicht nur auf ihr Geld in der Tasche sondern auch auf ihr Mobil achtgeben. Der Schwarzmarkt für Mobils floriert.

Apropo Schwestern: Da gibt es einige Neuigkeiten. Im Februar konnten wir mit Sr. Senait Mengesha, unsere erste äthiopische Mitschwester, ihr Silbernes Ordensjubiläum begehen. Dazu sind wir gemeinsam in ihr Heimatdorf gefahren. Etwa zeitgleich durfte Sr. Inge Jansen ihr Goldenes Ordensjubiläum mit viel Familienbesuch aus Deutschland feiern. Mit Freude konnten wir Sr. Pushba Baxla, eine 33-jährige Apothekerin und Mitschwester aus Indien, als neues Mitglied in unserer Lebensgruppe und im Krankenhaus begrüßen. Leider brachte uns dieses Jahr die Versetzung von Sr. Walburga Küpper von Äthiopien nach London ins Generalat. Nach mehr als 30 Jahren in Afrika wird sie dort ihre vielen Talente einbringen können. Ihr Weggang ist eine große Umstellung für uns alle hier in Äthiopien. Wir wünschen ihr einen schwungvollen Start im Januar in London.

Wenn Patienten jetzt zum Krankenhaus kommen, sehen sie als Erstes eine große Baustelle. Bei uns ist in der Tat das Baufieber ausgebrochen. Alles begann, wie so oft im Leben, recht klein. Wegen strenger Auflagen von Seiten der Regierung galt es neue Therapieräume und eine separate Wartezone für unsere Tuberkulosekranken zu finden. Aber es gibt keinen einzigen Raum mehr auf dem Gelände, der nicht schon genutzt und größten Teils sogar schon überfüllt ist. Also begannen vorsichtige Überlegungen, wo man einen Erweiterungstrakt mit ein paar Räumen platzieren könnte. Am Ende vieler Besprechungen, Überlegungen und mit der Ermunterung eines Unterstützerkreises kam dann unser jetziges "Traumprojekt"  heraus. Wenn schon, denn schon. Wenn wir schon bei laufendem Betrieb bauen und improvisieren müssen, dann soll dies auch signifikante Verbesserungen für unsere Patienten und Mitarbeitenden bringen. Geplant und begonnen ist ein L-förmiger Bau mit zwei Etagen und einem großen zentralen Wartebereich. Das Ganze wird durch überdachte Gänge mit den existierenden Gebäuden verbunden. Das mutige Versprechen des Architekten sieht eine Bauzeit von 16 Monaten voraus. Wir werden sehen. Mehr darüber dann im nächsten Weihnachtsbrief. 

Ja, der laufende Betrieb. 67.500 Patienten in der Ambulanz, 6.800 stationäre Patienten, 1.600 große Operationen und 4.820 kleinere und mehr als 1.700 Geburten halten uns alle gut auf Trab. Fast 14.000 HIV-Tests wurden in unserem Krankenhaus durchgeführt. Das Ziel ist, dass jeder Patient, der ins Krankenhaus kommt, seinen HIV-Status wissen sollte. Die Positivrate lag in diesem Jahr bei zwei Prozent und ist damit nicht gestiegen. Dieses Ergebnis zeigt, dass sich die massiven Anstrengungen im HIV-Bereich lohnen, wobei die 862 AIDS-Kranken in unserem Sonderprogramm (Anti-Retroviral-Therapie) eine große Herausforderung bleiben.

Während der letzten zwei Tage hatten wir erneut einen ausführlichen Kontrollbesuch von Seiten der Regierung. Von den Mitgliedern dieser Delegation wurde lobend erwähnt, wie gut das Vorsorgeprogramm mit dem kurativen Aspekt des Krankenhauses verzahnt ist und welchen enormen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung unser Brunnenprojekt darstellt. Des weiteren wurde vorgeschlagen, dass wir den Radius der Arbeit mit den dörflichen Frauengruppen erweitern. Ihrer Meinung nach sei der Beitrag des Mini-Kredit-Systems (revolving fund) in den Gruppen und die Zusammenarbeit und Fortbildung der Frauen ein wesentlicher Schlüssel bei der Armutsbekämpfung. Obwohl wir diese offiziellen Besuche oft eher als lästiges Übel ansehen, hat uns diese Rückmeldung ermutigt und gefreut. Natürlich haben wir erwähnt, dass das alles nicht möglich wäre, wenn wir nicht von einem Netz von Wohltätern in Europa getragen würden.

In Sachen Aus- und Weiterbildung geht es gut weiter. Sr. Inge hat mit vier Leuten Verstärkung im Büro bekommen. Zwei davon sind behinderte Jugendliche, die es mit Willenskraft und Fleiß zum Berufsabschluss gebracht haben. Des weiteren fangen diese Woche acht frisch examinierte Krankenpfleger und Hebammen ihren Dienst an. Einige von ihnen sind Kinder unserer langjährigen Angestellten. Wir sind gespannt wie es sein wird, wenn zum Beispiel in der Operationsabteilung der Vater seinem Sohn beibringt wie man korrekt Zähne zieht usw...

Eine große Gruppe von Jugendlichen aus der Umgebung hat im Oktober ihre Ausbildung begonnen. Die Frauen werden Hebammen und die männlichen Bewerber sind vorwiegend in handwerkliche Berufe geschickt worden. Wir haben nämlich so langsam genug Pflegepersonal aber akuten Mangel an Leuten, die eine Elektroleitung oder ein Auto reparieren können.

Was bleibt? Es bleibt ein herzliches Danke zu sagen für die vielfältige Unterstützung, auf die wir auch in diesem Jahr zurückschauen dürfen. Danke fürs Mitbeten, Mitdenken, Ideen teilen, Vertretung übernehmen, Vorträge halten und dabei über Attat erzählen, die Initiativen in Pfarreien und Gruppen, für die Mitarbeit an unserer Website, für so manches Päckchen und so manchen Brief. Wir spüren deutlich, dass wir nicht allein sind sondern getragen von einem großen Netz guter Menschen, die in Solidarität global denken und handeln.

Gerne erneuern wir unser Gebetsversprechen für jede einzelne Person aus Eurem Kreis und für Eure Familien. Gott ist es der Menschen Gesundheit schenkt, wir dürfen dies täglich erleben. Gott ist es der Euch alles Gute überreich vergelten wird, seinem Schutz vertrauen wir Euch an.

Eine gute Advents- und Weihnachtszeit und Gottes Geleit durchs neue Jahr wünschen Euch mit viel Dankbarkeit im Herzen
die Missionsärztlichen Schwestern aus Attat.

<---zurück zu Rundbriefe